Einzigartiges Refugium für Tier und Pflanzen
Der Selenter See ist mit 2.240 ha Wasserfläche der zweitgrößte Binnensee Schleswig-Holsteins. Sommers wie Winters finden sich hier unzählige verschiedene Wasservogelarten ein, die hier überwintern, auf der Durchreise rasten, ihre Brut groß ziehen oder einen geschützten Ort zur Mauser suchen. Dazu gehören Trauerente, Eiderente, Gänsesäger, Nonnengans und viele mehr. Bis heute sind nur wenige Uferzonen intensiv genutzt und bieten somit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt ein naturnahes Refugium. Der See befindet sich bis heute im Privatbesitz und wurde für die Öffentlichkeit erst im Jahr 1982 durch eine vertragliche Vereinbarung mit dem Kreis Plön beschränkt nutzbar gemacht.
Zwei Jäger bewahren das Naturschutzgebiet
Christoph Keller, Jagdaufseher in Neuhaus sowie Fischereiaufseher des Sees, ist für den Schutz dieses einzigartigen Naturschutzgebietes seit über 30 Jahren verantwortlich. Gemeinsam mit Thorolf Wellmer, Jäger aus Hohwacht, kümmern sie sich um den See. Dazu gehören Zählungen der verschiedenen Wasservogelarten, Ermittlung der Populationsgrößen und Bruterfolge sowie Kartierungen und Untersuchungen der Wasserqualität. Im Frühjahr müssen die Bojen ausgebracht werden, um die Schutzzonen deutlich zu markieren und eine erste Bestandsaufnahme durchgeführt werden, wie der See und seine Bewohner durch den Winter gekommen sind.
Im Winter werden die Bojen wieder eingeholt. Im Laufe der Vegetationszeit gehört zu den Aufgaben der Naturschützer, dafür zu sorgen, dass die Schutzzonen von den Nutzern des Sees streng eingehalten werden und sämtliche Veränderungen bezüglich Vegetation, Wildtierverhalten und Ähnliches zu dokumentieren. Jahresberichte für die Naturschutzbehörden fassen die Arbeiten und Ergebnisse ihrer Tätigkeit zusammen.
Größte Seeuferlandschaft Schleswig-Holsteins
Im Jahr 1978 wurden 705 ha Fläche am Nord-Ostufer des Sees zwischen Pülsen, Giekau und Seekrug unter Naturschutz gestellt. Hier ist die Uferzone durch viele Buchten und Halbinseln stark zergliedert. Damit wurde auf Dauer eine der größten zusammenhängenden Seeuferlandschaften Schleswig-Holsteins geschützt. Störungsarme Flachwasserzonen, breite Verlandungszonen, geschlossene, dichte Schilfgürtel und urwüchsige Erlen-Eschenbruchwälder konnten so erhalten und zum Teil renaturiert werden. Diese Naturlandschaft entwickelte sich im Nord-Osten des Sees dadurch, dass hier das winterliche Eis erhebliche Schubkräfte auf die Uferzonen ausübt. Baumstämme, Gehölzer, Sträucher und Erdmaterial werden regelmäßig bis zu einem Meter aufgestaut. Dadurch fließt das Wasser in der eisfreien Zeit schlechter ab. So konnten Schilfgürtel und Bruchwälder entstehen und erhalten werden.
Die Schilfbestände mit Röhricht, Rohrkolben, Teichbinse, Kalmus und vielen anderen Flachwasserpflanzen bieten Rohrdommel, Rohrammer, Haubentaucher und Rohrweihen ideale Lebensbedingungen. Die sich anschließenden Erlenbruchwälder sind für ganz Schleswig-Holstein einzigartig und ein Zeuge der Naturlandschaft unserer Heimat. Hier fühlen sich Kleinspecht, Weidenmeise und die kunstvolle Nester bauenden Beutelmeisen zu Hause.
Das wannenförmige Becken des Sees ist durch eine Gletscherzunge in der letzten Eiszeit entstanden. Während nördlich und westlich eine relativ flache Grundmoränenlandschaft an den See anschließt, entwickelten sich östlich und südlich des Sees durch Aufschiebung starke Endmoränenwälle.
Ansprechpartner: Christoph Keller, Tel: 04381 1372, Email: inokeller@t-online.de